Brot gehört zu den Grundnahrungsmitteln der mediterranen Ernährung. Auf Ibiza gilt das Brot seit Jahrhunderten als absolut überlebenswichtig. Wegen dieser herausragenden Stellung des Brotes werden traditionell verschiedene Mehle eingesetzt, für helle und dunkle Sorten. Eines ist allen Broten aber gemein: Sie werden ohne Salz gebacken. Wegen des besonderen Inselklimas und der hiesigen Feuchtigkeit wird Salz als Fermentationsverzögerer hier nicht eingesetzt. Außerdem werden feine Mehlsorten verwendet, sodass glatte Brotlaibe ohne glänzende Kruste entstehen. Statt durch eine knusprige Kruste zeichnen sie sich eher durch eine besondere Brotkrume aus. Aus Vollkornmehl, einem Sauerteig aus wilden Hefen und einem Wasseranteil zwischen 60 und 70 % entstehen so sehr dichte Brote, die mehrere Tage lang frisch bleiben.
Dieses Bauernbrot, Ibizenkisch „pa pagès“, ist besonders lecker zu Fleisch- und Wurstwaren, es schmeckt aber auch mit einem einfachen Spritzer nativen Olivenöls von der Insel und sonnengereiften ibizenkischen Tomaten. Auf diese Weise wird das Brot tatsächlich seit Ewigkeiten auf Ibiza zum Frühstück gegessen und dieses recht schlichte Gericht gehört zu den Leckerbissen, die man sich bei einem Besuch auf Ibiza nicht entgehen lassen sollte. Auch als Vorspeise wird das Bauernbrot gerne mit Aioli und Oliven gereicht und ist quasi in jedem Restaurant als Aperitif erhältlich.
In den vergangenen Jahren erlebte eine fast vergessene Weizensorte Ibizas eine Renaissance, der sogenannte „Xeixa“-Weizen, der dank einer Spende von 300 kg Saatgut von Mariano Prats vom Bauernhof Cas Gasí wieder Einzug in die Backstuben gehalten hat. Diese Getreidesorte ergibt ein milderes, weniger fluffiges Brot, das dafür aber umso aromatischer ist. Dieser Weizen ist sehr empfindlich und muss daher mit besonderer Sorgfalt und sehr langsam geknetet werden. Das Ergebnis ist ein Vollkornbrot, wie es schon vor Jahrhunderten auf Ibiza gegessen wurde und das es sich auf jeden Fall zu probieren lohnt. Das Brot ist ein absolutes Naturprodukt ohne jegliche Zusätze; daher ist es besonders bekömmlich, gesund und ballaststoffreicher als andere Brotsorten.
Eine weitere Besonderheit dieser schweren, großen Brotlaibe ist ihre Weiterverwendung im sogenannten „Crostes-“Salat, sobald das Brot trocken geworden ist. Das Brot wurde traditionell zusammen mit Tomatenstücken, nativem Olivenöl extra, grünem Paprika, Zwiebeln und – falls im Haus ein Fischer lebte – mit kleinen Stückchen Trockenfisch, auf Ibizenkisch „peix sec“ genannt, serviert. Auch heute noch ist dieses Gericht in vielen Restaurants der Insel und bei den Einheimischen sehr beliebt.
Viele Bäckereien der Insel stellen traditionelle Brotsorten her, darunter Forn Can Blay, Can Bufí, Can Coves, Can Noguera, Gatzara, La Canela und Samovar. Auch in Restaurants wie Es Pins oder Es Ventall wird solch traditionelles Brot serviert. Hier bestellt der Gast häufig zur Rechnung ein Brot, das zum Mitnehmen unter den Arm geklemmt wird und das je nach Restaurant nach hauseigener Rezeptur mit Anis, auf Ibizenkisch „batafaluga“ genannt, oder Johannisbrotkernmehl gebacken wurde.